Wenn die Temperaturen fallen – wie Kälte, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen Datenträger gefährden
Der Herbst bringt nicht nur bunte Blätter, sondern auch Probleme, die man leicht übersieht: kalte Büros, feuchte Keller, beschlagene Laptops und Geräte, die plötzlich „nicht mehr erkannt“ werden. Gerade in dieser Jahreszeit sehen wir in unserem Labor besonders viele Datenträger, die durch Kälte, Kondenswasser oder extreme Temperaturschwankungen beschädigt wurden.
Was viele nicht wissen: Festplatten, SSDs, NAS-Systeme und sogar Smartphones reagieren empfindlicher auf Witterungseinflüsse, als man denkt. Und oft reicht schon ein kurzer Moment der Unachtsamkeit – etwa das Einschalten eines kalten Geräts – um bleibende Schäden zu verursachen.
Warum Kälte für Datenträger gefährlich ist
Wenn die Temperaturen sinken, ziehen sich Materialien zusammen – das gilt auch für die filigranen Bauteile in Festplatten und SSDs. Besonders kritisch wird es, wenn Geräte draussen oder in unbeheizten Räumen gelagert werden.
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Mechanische Festplatten (HDDs):
Die Platten und Schreib-/Leseköpfe reagieren empfindlich auf Temperaturunterschiede. Ist die Festplatte stark ausgekühlt und wird sofort eingeschaltet, kann sich Kondenswasser auf den Plattern bilden. Das führt im schlimmsten Fall zu einem „Headcrash“ – also physischen Schäden an der Oberfläche. -
Solid State Drives (SSDs):
Sie haben keine beweglichen Teile, sind aber nicht unverwundbar. Grosse Temperatursprünge können die winzigen Lötverbindungen und Speicherzellen belasten. Besonders bei älteren Modellen oder Billig-SSDs kommt es dadurch zu plötzlichen Ausfällen. -
NAS- und RAID-Systeme:
In Kellern oder unbeheizten Serverräumen kann die Luftfeuchtigkeit im Winter stark schwanken. Wenn die Elektronik Feuchtigkeit zieht, entstehen Korrosionsschäden an den Platinen – oft unbemerkt, bis das System beim nächsten Start komplett ausfällt.
Kondenswasser – der unsichtbare Feind
Das grösste Risiko in der kalten Jahreszeit heisst Kondenswasser. Jeder kennt es vom Brillenglas oder vom Auto: Wenn warme Luft auf eine kalte Oberfläche trifft, entsteht Feuchtigkeit.
Dasselbe passiert, wenn man eine kalte Festplatte, ein Notebook oder Smartphone in einen warmen Raum bringt. Im Inneren bildet sich Kondenswasser, das feine Leiterbahnen oder Kontakte kurzschliessen kann.
Wir sehen häufig Geräte, die nach genau so einem Szenario „plötzlich tot“ sind – dabei war der eigentliche Fehler nur Feuchtigkeit.
Tipp aus der Praxis:
Wenn ein Gerät kalt geworden ist (z. B. durch Transport oder Lagerung im Auto), lass es erst auf Raumtemperatur kommen, bevor du es einschaltest. Gib ihm lieber ein bis zwei Stunden Zeit – das kann über Leben oder Tod deiner Daten entscheiden.
Typische Fehler, die wir im Winter immer wieder sehen
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Laptop im kalten Auto vergessen – am nächsten Morgen eingeschaltet, zack: Kurzschluss.
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Externe Festplatte im Keller gelagert, ohne Luftfeuchtigkeit zu beachten.
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NAS-Server direkt an der Aussenwand installiert, wo sich durch Kälte Kondenswasser bildet.
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Smartphones mit ins Freie genommen, dann sofort am Netzteil geladen – Feuchtigkeit im Ladeanschluss zerstört die Elektronik.
Das alles sind Fälle, die wir jedes Jahr aufs Neue im Labor sehen – und die mit ein bisschen Vorsicht vermeidbar wären.
Was du tun kannst, um Schäden zu vermeiden
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Geräte akklimatisieren:
Nach Transport oder Kälteperioden nie sofort einschalten. Erst auf Raumtemperatur bringen. -
Richtige Lagerung:
Datenträger immer trocken und temperiert aufbewahren – ideal sind 15–25 °C. -
Luftfeuchtigkeit im Blick behalten:
Keller oder unbeheizte Räume können zu feucht sein. Ein kleiner Luftentfeuchter wirkt oft Wunder. -
Keine schnellen Temperaturwechsel:
Besonders bei empfindlicher Elektronik ist ein schrittweiser Übergang wichtig – lieber langsam warm werden lassen. -
Backups aktuell halten:
Falls doch etwas passiert, hilft nur eines: ein funktionierendes, aktuelles Backup.
Kälte und Feuchtigkeit sind schleichende Gefahren – sie zerstören keine Daten auf einen Schlag, sondern Schritt für Schritt. Und oft merkt man den Schaden erst dann, wenn es schon zu spät ist.
Wir bei Datenrettung Austria sehen jedes Jahr Geräte, die einfach zu früh eingeschaltet oder falsch gelagert wurden. Dabei wäre der Schutz so einfach: Geräte warm werden lassen, trockene Lagerung, regelmässige Backups.
Also: Wenn’s draussen friert, gönn deinen Datenträgern eine kleine Pause – und dir selbst die Sicherheit, dass deine Daten auch den Winter unbeschadet überstehen.